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Was denken depressive Menschen?


Illustration: Karina Röpcke

Depression ist das Totenreich der Lebendigen" -S. Lutter (*1962), Lyriker und Musiker

Die Depression ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung. Sie zeichnet sich aus durch einen Verlust von Interesse und Freude am täglichen Leben und ist ein Zustand mit starker Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, sozialem Rückzug, Schlafstörungen, Schuldgefühlen, Appetitverlust und Gefühlen der Wertlosigkeit.

Circa jede vierte Frau und jeder achte Mann ist von dieser Krankheit weltweit betroffen. In meinem letzten Blogartikel "Was ist eine Depression?" konntest du schon einiges über das Krankheitsbild erfahren.


In diesem Blogartikel möchte ich mich näher mit den Gedanken und Gefühlen befassen, die in den Köpfen von Menschen mit Depressionen vorherrschen.

Mir ist wichtig zu erwähnen, dass die Erfahrungen der Betroffenen individuell unterschiedlich sein können, aber dennoch gibt es einige gemeinsame Denkmuster, die viele von ihnen teilen.


 

Die Inhalte dieses Blogartikels:




1. Gefühl der Leere und Dunkelheit


"Schwarz hat viele Abstufungen, bis es wirklich schwarz ist."

Betroffene fühlen sich oft leer und innerlich abgestumpft. Von Außen wirken sie gefühlskalt und emotionslos. Ihnen fällt es schwer, auf Ereignisse oder Aktivitäten emotional zu reagieren, für die sie früher Freude empfunden haben. Auch das Interesse an nahestehenden Menschen ist durch die schwermütige, gedrückte und traurige Stimmung verloren gegangen.

Um die Krankheit zu beschreiben, fallen oft Formulierungen wie: "mein schwarzes Loch" oder "meine dunklen Jahre". In seinem Buch "Wie ich meine Depression an die Leine legte", schildert der Autor Matthew Johnstone die Depression als einen "schwarzen Hund", der ihn viele Jahre begleitete.

Die Dunkelheit beschreibt genau dieses Gefühl, von der sich Betroffene umhüllt und gefangen fühlen, aus der es kaum ein Entkommen gibt.


2. Gefühl der Hoffnungslosigkeit


Der Blick in die Zukunft fällt schwer. Oft ist sie durch das tief verwurzelte Gefühl von Hoffnungslosigkeit geprägt. Betroffene haben Schwierigkeiten, positive Aspekte in ihrem Leben zu sehen. Falls etwas Positives geschieht, bekommt dies kaum Berücksichtigung. Das nächste negative Ereignis wird vorausgesagt.


3. Gefühl der Schuld


Das Schuldgefühl ist eine starke Emotion, einer Pflicht nicht nachgekommen zu sein oder einen Fehler begangen zu haben.

Menschen mit einer Depression sind extrem selbstkritisch. Alles wird auf sich bezogen. Die Schuld auf sich zu nehmen, dass es der Familie nicht gut geht, dass Partner und Kinder die eigene Arbeit übernehmen müssen, ist sehr selbstschädigend. Gedanken wie "ich bin böse" oder "ich bin selber schuld an meinen negativen Gedanken" zieht sie weiter nach unten. Besonders große Schuld verspüren Betroffene, dass sie geliebten Menschen "zur Last fallen".


4. Unfähigkeit, Hilfe zu suchen und das Gefühl der Scham


"Wenn ich die Unterstützung andere Menschen brauche, ist das ein Zeichen von Schwäche."

Eine der schädlichsten Auswirkungen der Depression ist, dass sie es den Betroffenen oft erschwert, Hilfe zu suchen. Depression kann Gefühle von Scham und Stigmatisierung hervorrufen, die dazu führen, dass sich Betroffene zurückziehen und ihre Emotionen verbergen. Sie haben möglicherweise das Gefühl, dass niemand sie wirklich verstehen kann oder dass es ihnen nicht erlaubt ist, sich schwach oder verletzlich zu zeigen.


5. Gefühl der Angst


Besonders am Morgen direkt nach dem frühen Erwachen (meist zwei oder mehrere Stunden vor der gewohnten Zeit) werden sie von Sorgen und Ängsten geplagt. Die fehlende Zukunftsperspektive, sowie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sind typische Inhalte des Grübelns dieses "Morgentiefs".


6. Gefühl der Wertlosigkeit


"Ich bin nichts. Ich kann nichts. Ich bin wert- und nutzlos." Das sind Sätze, die ich sehr oft von Menschen, die an einer depressiven Episode erkrankt sind, höre. Das eigene Selbstbild ist gestört und Erkrankte können selbst Lob und Bestätigung nicht annehmen.


7. Grübeln


Depressive Menschen sind oft von einem ständigen Gedankenstrom geplagt. Sie grübeln über vergangene Ereignisse, machen sich Sorgen über die Zukunft und zweifeln an Entscheidungen. Dieses übermäßige Grübeln führt zu einer Spirale der Negativität und verstärkt die Gefühle der Hoffnungslosigkeit und Wertlosigkeit. Neben dem Grübeln wird verallgemeinert → "Egal was ich mache, mein Leben ist einfach schlimm.", willkürlich geschlussfolgert → "Sie wollte sich 15 Uhr melden und tat es nicht. Sie will bestimmt nichts mehr mit mir zu tun haben.", Handlungen fehlinterpretiert → "Mein Freund will mich loswerden. Er glaubt, ich bin ein Versager." und katastrophisiert → "Ich bin zu spät gekommen, sie werden mich entlassen. Mein Leben ist ruiniert."


8. Interessenverlust


Ein deutlicher Interessenverlust oder der Verlust der Freude an Tätigkeiten, die normalerweise als angenehm und/oder als schön empfunden worden ist, ist eines der drei Hauptsymptome einer depressiven Episode. Betroffene verlieren die Freude an ihren Hobbys, am ehemals geliebten Treffen mit den Freundinnen, an der Sportart, die ihnen zuvor so viel Energie gebracht hat.


9. Entscheidungen treffen fällt schwer


Die Antriebsstörung ist ein weiteres Symptom der Depression. Neben der verminderten Mimik, Gestik, eines verlangsamten Gangbildes oder auch allgemein minimierter Bewegungen, kann eine reduzierte Entschluss- und Handlungsfähigkeit vorliegen. Oft müssen sich Betroffene mit viel Mühe und unter großen Kraftanstrengungen aufraffen, ihre alltägliche Arbeit zu verrichten. Die To Do-Liste wächst und der Berg an Arbeit scheint unüberwindbar. Nicht selten kommt es zum Stillstand der begonnenen Aktivität. Das Zweifeln an der eigenen Fähigkeit und die Befürchtungen negativer Konsequenzen durch das Treffen von falschen Entscheidungen erschwert den Alltag ebenfalls.


10. körperliche Symptome


Neben den negativen Gedanken können Depressionen auch körperliche Symptome verursachen. Starke Müdigkeit, Libidoverlust, kaum oder fehlendes Hungergefühl (dadurch oft Gewichtsverlust), Verdauungsprobleme, Herzklopfen, Nervosität, sowie Schlafstörungen sind körperliche Symptome von Betroffenen. Zudem klagen sie über körperliche Missempfindungen, wie ein drückendes Gefühl auf der Brust oder im Kopf. Diese Symptome verstärken das Gefühl der Belastung und des Unwohlseins.


11. Selbstmordgedanken


Das Gefährlich an der Krankheit sind die Todesgedanken, die bei schweren Depressionen auftreten können. Betroffene fühlen sich so verzweifelt und ausweglos, dass sie darüber nachdenken, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Für sie ist es ein befreiender Gedanke, das schwere Gefühl loszuwerden. Außerdem würden sie ihrer Familie nicht mehr zur Last fallen.

Es ist mir sehr wichtig zu betonen, dass Suizidgedanken Alarmsignale sind, welche IMMER ernst genommen werden müssen. Wenn du oder jemand, den du kennst, solche Gedanken hat, ist es entscheidend, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.


Schlussgedanken


Die Gedankenwelt eines depressiven Menschen ist von einer Vielzahl negativer Denkmuster geprägt. Die Betroffenen fühlen sich oft hoffnungslos, wertlos und überwältigt von einem ständigen Strom negativer Gedanken.

Sie sollten sich unbedingt professionelle Hilfe suchen, um ihre psychische Gesundheit zu verbessern. Einfühlsame Unterstützung von Freunden und Familie kann ebenfalls einen positiven Einfluss haben.


Indem du dich bewusst mit den Gedanken und Gefühlen depressiver Menschen auseinandersetzt, kannst du dazu beitragen, das Stigma um diese Erkrankung zu reduzieren, damit Betroffene einen Raum für Heilung finden.



Illustration: Karina Röpcke

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