"Das wird schon wieder!" höre ich eine Stimme sagen.
Für die meisten von uns ist es leicht, anderen Menschen in schwierigen Zeiten beizustehen und ihnen Mut zuzusprechen. Doch wenn wir selbst Fehler machen oder mit Herausforderungen konfrontiert sind, neigen wir dazu, uns mit Selbstkritik zu überhäufen. In solchen Momenten begegnen wir uns oft mit Selbstmitleid, einem gnadenlosen Richter über unser eigenes Versagen. Aber wie wäre es stattdessen mit etwas Verständnis und Herzenswärme für uns selbst?
In diesem Blogartikel erfährst du, was Selbstmitgefühl für mich bedeutet.
Ich teile meine Erkenntnisse und praktischen Schritte, wie ich es in den Alltag integriere. Lass uns gemeinsam erkunden, wie Selbstmitgefühl eine transformierende Kraft sein kann, die uns hilft, mit Einfühlungsvermögen und Freundlichkeit auf uns selbst zu reagieren.
Inhaltsverzeichnis:
Für viele von uns ist es selbstverständlich, andere Menschen zu ermutigen oder ihnen Hilfe anzubieten, wenn sie mit sich und der Umwelt hadern.
Wir betonen ihre Stärken, benennen das bereits Erreichte, trösten mit sanfter und wohlwollender Stimme, damit sie sich besser fühlen.
Doch wehe, uns passiert ein Fehler, dann wird nicht mit Vorwürfen und Selbstkritik gespart.
Durch das vermeintliche Missgeschick werden wir zum größten Versager. Wehe, wir werden schwach, wenn eigentlich eine Diät auf der Tagesordnung steht. Dann spricht die erbarmungslose Stimme unseres inneren Kritikers: "Du bist nicht nur unfähig, dich für die kurze Zeit beim Essen zusammenzureißen, sondern auch du bist auch noch fett und dämlich dazu."
Sämtliche Erfolge sind in diesen Momenten nichtig und der Fokus liegt einzig und alleine auf unseren Schwächen. Nicht nur der Fehltritt, nein, unser gesamtes Menschsein wird infrage gestellt und mit erbarmungsloser Strenge und Herzlosigkeit auf uns selbst eingehämmert.
Ich übertreibe und kann nicht leugnen, dass mir dieses Gefühl der absoluten Unfähigkeit nicht gewohnt vorkommt.
Als ich vor einigen Jahren in einer mittelschweren Krise steckte, fragte mich ein Herr, ob ich den Unterschied zwischen Selbstmitleid und Selbstmitgefühl kenne. Zu dieser Zeit war mir Selbstmitleid gut bekannt. Das Wort "Selbstmitgefühl" war mir zwar geläufig, aber seine Bedeutung war mir noch nicht bewusst.
Ich begann mich zum ersten Mal in meinem Leben, damit auseinanderzusetzen.
Meine Erkenntnisse und was mir hilft, Selbstmitgefühl zu leben:
Mitgefühl bedeutet für mich eine innere Haltung. Es ist mir ein Bedürfnis, mich in schwierigen und herausfordernden Situationen liebevoll und herzlich zu behandeln und mir selbst zu helfen, anstatt mich abzuwerten.
Scheitern und Fehler machen gehört zum Leben dazu. Ich erkenne mein Leid an, suhle mich jedoch nicht darin (das ist der entscheidende Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl).
Ein Punkt, der mir zu besagter Zeit besonders half: Ich bin "damit" nicht alleine. Auch andere machen Fehler oder ähnliche Erfahrungen.
Ich übe mich in Achtsamkeit: Anstatt meine Inkompetenz "aufzublähen" und größer zu machen, als sie ist, wird mir bewusst, wann ich Selbstmitgefühl brauche.
Wie gehe ich vor - Meine Schritt-für-Schritt-Anleitung:
Ich versuche mich zu beruhigen. Mir hilft tief ein- und auszuatmen und für einen kurzen Augenblick die Augen zu schließen.
Ich nehme meine Gefühle und Emotionen wahr, dramatisiere sie jedoch nicht.
Ich nehme mich in dem Moment so an, wie ich bin. → Ich verspreche dir, es wird mit jedem Mal einfacher.
Ich höre mir innerlich zu und tröste mich. → Das ist die liebevolle innere Kritiker-Stimme.
Ich stoppe aktiv negative Gedanken und entscheide mich, mir mit wohlwollender Freundlichkeit zu begegnen.
Ich beginne mich selbst zu motivieren, so wie ich es bei meiner besten Freundin tun würde. → Es geht nicht um positive Selbstverdrängung, sondern um eine bewusste Entscheidung.
Was mir geholfen hat, zu verstehen:
Selbstmitleid ist ein Schutzmechanismus unseres Gehirns. Machen wir Fehler, müssen wir bestraft werden, um beim nächsten Mal leistungsstärker zu sein.
Selbstkritik spornt uns dementsprechend zu noch besseren Leistungen an.
Evolutionsbedingt konnten Fehler uns das Leben kosten. Ebenso bestand die Gefahr von der Gruppe ausgeschlossen zu werden, wenn wir nicht "gut genug" waren (was wiederum dafür spricht, dass wir mit unseren Mitmenschen empathisch umgehen, sobald ihnen ein Fehler unterläuft).
Fazit:
Dieser Artikel soll dich ermutigen, dich selbst mit Mitgefühl zu behandeln. Wenn du mehr über Selbstmitgefühl erfahren möchtest, empfehle ich dir die Literatur der Psychologin Dr. Kristin Neff. Sie ist Expertin für Persönlichkeitsentwicklung und hat sich intensiv mit dem Thema in ihren Büchern auseinandergesetzt.
Und noch etwas ... Im Buddhismus gibt es ein schönes Wort: TSEWA, welches übersetzt Mitgefühl für andere und Selbstmitgefühl bedeutet. Ich finde, wir sollten viel mehr Tsewa auch bei uns praktizieren.
Alles Liebe - deine Karina
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